Prinzipiell kann man interessante und schöne Urlaubsbilder zu jeder Uhrzeit und bei jedem Wetter machen, es kommt auf die Kreativität des Fotografen an, was er daraus macht. Dennoch sind es die kleinen Hilfsmittel, Fotografietipps und außergewöhnlichen Lichtsituationen, welche die Chancen für „WOW Fotos“ steigen lassen, besonders bei einem Strandurlaub. Wie ihr Blende, Belichtungszeit, Graufilter, Grauverlaufsfilter und Aufsteckblitz kreativ einsetzt, und verschiedene Lichtsituationen richtig nutzt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Allgemeine Ausrüstung
Ausführung
Um den richtige „Wellenbrechstandort“ herauszufinden, erst mal ein paar „Trockenübungen“ machen – irgendwie paradox der Begriff am Wasser 😉
Bei den Aufnahmen eine tiefe Perspektive einnehmen, damit wirken die Wellen mächtiger (Höhe des Bauchnabels oder noch weiter runter) und schon wirkt das Foto dramatischer.
Damit die Wasserstruktur und der Gesichtsausdruck klar zusehen sind und nicht verwischt wirken, mit einer sehr kurzen Belichtungszeit arbeiten – ab 1/400 Sekunden. Die Blende ergibt sich aus der Belichtungsmessung, in meinem Fall war es Blende f8.
Wer eine Serienbildfunktion besitzt diese einstellen, das erhöht die Wahrscheinlichkeit den „richtigen“ Moment zu erwischen.
Interessant ist hier auch ein Polarisationsfilter um zu starke Reflexionen zu vermeiden und einen dunstigen Himmel kontrastreicher einzufangen. Allerdings erreicht dieser Filter seine maximale Wirkung nur in einem Winkel von 90 Grad zur Sonne, ist also nicht in jede volle Richtung einsetzbar. Befreit die Urlaubsbilder aber vor lästigen Reflexionen.
Allgemeine Ausrüstung
Ausführung
Ein schöner Sonnenuntergang ohne ein Motiv im Vordergrund zu fotografieren ist kein Problem, bei der Belichtung konzentriert man sich darauf, dass Himmel und Sonne richtig belichtet werden. Sobald man aber z.B. eine Person im Vordergrund hat, wird es problematisch, denn diese wird im Gegenlicht der untergehenden Sonne zu dunkel dargestellt.
Ein Ausweg aus diesem Belichtungskonflikt, ist eine Lichtquelle um den Vordergrund also das Motiv/Person aufzuhellen. Praktisch und einfach geht das mit einem Blitz. Aber auch Reflektoren oder sonstigen Lampen könnten schon helfen, ist aber umständlicher und nicht so kontrolliert.
Die Kamerabelichtung konzentriert sich nun auf die richtige Belichtung des Hintergrunds (Sonnenuntergangs) und die Blitzlichtintensität kümmert sich um die richtige Belichtung des Vordergrunds (Person). Einige Kameramodelle besitzen schon eine Art „Abend-Blitzlicht-Modus“, manchmal funktioniert das auch ganz gut, ist aber wie so oft bei den „automatischen Programm-Modi“ der Kameras auch Glücksache, denn die Kamera bestimmt wie was belichtet wird und nicht der Fotograf.
Ein Vorteil zum internen Blitz ist dabei ein verstellbarer Aufsteckblitz, denn dieser hat mehr Power um entferntere Personen noch aufzuhellen und die Ausrichtung in der Höhe > nach unten, Mitte, nach oben oder Links/Rechts lässt sich individuell einstellen.
Bei diesem Urlaubsbild habe ich meinen Kopf genau vor die Sonne positioniert um von einem Lichtverlauf umsäumt zu werden, ohne Blitz wäre mein Körper nur ein Schattenumriss – kann auch sehr interessant aussehen.
Etwas Action am Strand macht auch der Familie Spaß und lockert die Urlaubsbilder auf. Hier hilft der Blitz zusätzlich, dass die Bewegung eingefroren wirkt und die Person nicht im dunklen verschwindet – wobei das auch seinen Reiz hat, wenn man nur die Umrisse der Personen sieht. Als Beispiel erst mal ohne Blitz und dann mit zugeschalteten Blitz, schön wie die Spiegelung beim Blitzen auf dem Boden zur Geltung kommt.
Allgemeine Ausrüstung
Ausführung
Die richtige Belichtung folgt dem Prinzip: Vordergrund wird mit Blitz aufgehellt und belichtet, der Hintergrund über die Kameraeinstellung. Auch hier gibt es schöne Lichtsituationen, wenn man gegen die Sonne fotografiert und die Spiegelungen am Strand mit in den Hintergrund des Fotos aufnimmt, denn ein guter Hintergrund ist schon die halbe Miete für ein gutes Foto.
Bei Familienfotos sollen alle, also auch ich der „Fotograf“ auf das Bild, deshalb arbeite ich mit einem Stativ und Fernauslöser. Rein technisch gesehen ginge es auch mit Selbstauslöser, warum aber mir persönlich Fernauslöser besser gefällt dazu gleich mehr.
Um stocksteife und verkrampfte Gruppenfotos zu vermeiden hilft einem, ein bisschen „Psychologie“ und „kontrolliertes“ Aufstellen.
Da hilft es schon mal, wenn man nicht dichtgedrängt, wie Sardinen in der Dose, dasteht. Ein Weitwinkelobjektiv hilft hier weiter, mit 24 mm kommt jeder aufs Bild. Also genug Luft zwischen den Personen lassen und die Gruppe leicht versetzt aufstellen, d.h. jede zweite Person steht ungefähr einen halben Schritt weiter vorne. Die Winkel der Beine sowie die Armstellungen sollten leicht variieren.
Und warum benutze ich jetzt ein Fernauslöser und kein Selbstauslöser?
Weil beim Selbstauslöser jeder ganz „gebannt/konzentriert“ in die Kamera starrt (die Mimik und die Körperhaltung verkrampfen) nur um die Auslösung nicht zu verpassen. Bei der Fernauslösung erkläre ich der Gruppe, dass ich dauernd auslöse und sich jeder leicht bewegen kann, es ist eigentlich mehr ein „Gruppenvideo“, dies unterstütze ich mit Handlungsanweisungen an die Gruppe. Das heißt konkret, ich lenke die Gruppe ab und versetzt Sie in unterschiedliche „Situationen“, und sage z.B.: „Schaut euch Gegenseitig an“, „jetzt mal ganz Ernst schauen“, „ihr seit jetzt Models und schaut verträumt an der Kamera vorbei“, … Dabei löse ich immer wieder aus und mache solange weiter, bis ich merke, dass die Gruppe lockerere wird. Natürlich sind die Anweisungen nicht wirklich Ernst gemeint, das sage ich aber nicht.
Diese Prozedur entspannt die Körperhaltung und die Mimik, der eine oder andere beginnt sogar zu lachen und Lachen steckt ja bekanntlich an, und da ich dauernd Fotos mache, fange ich diese lockeren Momente ein.
Allgemeine Ausrüstung
Ausführung
Bei diesem Bildstil spielt die Helligkeit am Rande der Überbelichtung eine wichtige Rolle.
Die Bildidee ist, dass die Person durch Licht geht. Der Hintergrund sollte unscharf sein und den Aufnahmeort nur erahnen lassen. Somit bekommt die Person auf dem Bild die maximale Aufmerksamkeit, denn kein weiteres Motiv lenkt ab.
Bei einer leichten Überbelichtung wirken Personen jünger, denn Falten werden viel dezenter wiedergegeben. Auch der Hintergrund sollte vorwiegend hell sein, am besten gegen die Sonnen fotografieren und die Spiegelung des abziehenden Wassers am Strand mit nutzen.
Wenn man gegen die Sonnen fotografiert, machen Personen im Vordergrund ihren eigenen Schatten und werden so dunkler dargestellt. Um die Person nun aufzuhellen, hilft ein Blitz oder Reflektor. Wie bei den anderen Beispielen belichtet man mit der Kamera korrekt auf den Hintergrund (in diesem Fall in die leichte Überbelichtung) und mit dem Blitz hellt man die Person auf.
Bei der Bildbearbeitung wurden die Tiefen aufgehellt und das Bild insgesamt etwas entsättigt. Das wirkt harmonischer und es hilft unruhige Hautrötungen zu mildern.
Allgemeine Ausrüstung
Ausführung
Der klassische Sonnenuntergang darf in den Urlaubsbildern nicht fehlen. Kreativer und variantenreicher geht es mit einem Graufilter für Langzeitbelichtungen (Stativ) und/oder einem Grauverlaufsfilter, mit dem extreme Kontraste zwischen Himmel und Erde abgemildert werden, dadurch wirken die Wolken dramatischer.
Wenn ich Lust zum Nachdenken habe, gehe ich die Variationen kurz im Kopf durch und visualisiere grob was mir das Motiv an Möglichkeiten bietet und was dabei rauskommen kann. Wenn ich einfach so Lust auf das Fotografieren habe, die Zeit keine Rolle spielt, gehe ich alle Variationen nach und nach durch und lasse mich überraschen.
Grundsätzlich wirken Langzeitbelichtungen, also Belichtungen ab 1 Sekunde im Bildstil viel „weicher“ und „traumhafter“, weil bewegende Elemente weichgezeichnet dargestellt werden.
Wer jetzt keinen Graufilter hat um die Belichtungszeit zu verlängern, kann die Blende schließen, d.h. einen hohen Blendenwert einstellen (f22 und höher), schauen, ob sich „Beugungsunschärfe“ negativ auf den Bildrand auswirkt und ob die Belichtungszeit auch als Langzeitbelichtung verwendet werden kann.
Schöne Weichzeichnungseffekte erhält man ab 20 Sekunden Belichtungszeit. Bei einer so langen Belichtungszeit wird das Bild, wenn die Kamera frei gehalten wird, verwackeln. Deshalb ist ein Stativ oder stabiler Untersatz für die Kamera notwendig.
Beim Einsatz eines Grauverlaufsfilter oder Polfilter sieht der Himmel interessanter aus, weil Wolken und Himmelsverläufe plastischer rüberkommen. Dazu habe ich auch schon einen ausführlichen Artikel veröffentlicht: „Nebliger Sonnenaufgang mit Grauverlaufsfilter“.
Nutz man die Spiegelung des Strandes hat man fast einen doppelten Sonnenuntergang, siehe nachfolgendes Foto.
Viele wertvolle Tipps um emotionale Herbstlandschaften einzufangen gibt es im Artikel „Den Herbst emotional fotografieren„.
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Tobias Raphael Ackermann der Lichtemotionist, bekannt aus