In RAW fotografieren

TRAUM ODER REALITÄT – WARUM ICH IN RAW FOTOGRAFIERE

Es gibt Tage, da denke ich, warum in der Toskana Urlaub machen, wenn es bei mir im Schwarzwald-Baar auch so schön ist. Mit diesem Bild wollte ich zeigen, dass man bei den richtigen Lichtverhältnissen, Bildkomposition auch in Deutschland toskanische Landschaftsbilder machen kann. Das Licht und eine hüglige Landschaft ist entscheidend, erst das richtige Licht unterstreicht die Konturen einer Landschaft. Besonders das Morgen- und Abendlicht mit der tief stehenden Sonne und den “warmen” Lichtstrahlen, entfaltet auf hügligen und wellige Landschaften sein volles Licht-Schattenpotential. Damit noch mehr toskanisches Feeling aufkommt, habe ich mich bei der Bildkomposition auf kurvige Feldwege (speziell S-Kurven) )und sich überschneidende Hügel mit Fernblick konzentriert.


Damit alles schön scharf wird, habe ich einen hohen Blendenwert eingestellt, entscheidend für mich war mehr das Histogramm, was ich zur Kontrolle immer nutze, weil man hier sehr schön sieht, ob etwas unrettbar über- oder unterbelichtet ist. Liegt alles im Belichtungsrahmen, kann ich mit einer RAW-Datei einiges anstellen.


Ich fotografiere immer in RAW.

Das Geniale bei einer RAW-Datei ist, dass viel mehr Bildinformation abgespeichert wird, als bei einem JPG. Dadurch können feine Tonwerte besonders im sehr hell wie dunklen Bereich besser ausgearbeitet werden. Das Gemeine bei RAWs ist aber, das bei der Erstbetrachtung am Monitor nicht die eigentliche Lichtsituation wiedergeben wird, RAW-Dateien sehen deshalb immer etwas flauer (grauer) und unspektakulär aus, den es findet kein Kamera-interner “Verschönerungs-Prozess” statt, anders ist das bei JPGs.


JPG-Dateien durchlaufen einen Kamera-internen Entwicklungsprozess, diese hängt von der Programmwahl (Landschaft, Sport, Porträt,… je nach Kamera) oder individuell Einstellung des Fotografen ab. Und weil das Bild so schön fertig rauskommt, ist die allgemeine Meinung, dass das die realistische Darstellung der Lichtsituation ist, das Stimmt so nicht!


Denn der Kamera-interne Entwicklungsprozess hat das JPG-Bild schon vor dem Abspeichern verändert. Deshalb ist die oft gestellte Frage in Foto-Communitys nach dem Ursprungsbild eigentlich irrelevant und eine objektive Bewertung auch nicht möglich (Apfel-Birnen Vergleich), da weder JPG noch RAW die “Realität” der Lichtverhältnisse widerspiegeln. Ein “dokumentarische Aufnahme“ der Lichtsituation in allen Tonwerten ist technisch noch nicht möglich.


Bleibt noch die emotionelle Wiedergabe der Lichtsituation und hier scheiden sich wiederum die Geister in, das ist “unrealistisch”- oder in die, das ist “traumhaft”-Fraktion. Ich gehöre zur Fraktion “traumhaft” an. Ich lasse Emotionen in die Bildentwicklung einfließen. Ein fertig entwickeltes Bild kann nicht mit einer RAW-Datei verglichen werden, das sind zwei völlig unterschiedliche (emotionale) Voraussetzungen.


Das RAW-Bild ist nur die Bildinformation – physikalisch festgehaltene Tonwerte, berechnet von einem Prozessor, im Augenblick der Auslösung. Das vom Fotograf entwickelte Foto, hat einen entscheidenden Prozess mehr durchlaufen und das sind seine Emotionen beim Entwickeln des Bildes, auch wenn er nur an den Regler einer Software dreht. Mit diesem emotionalen Prozess haucht er dem Bild eine “Seele” ein. Bitte jetzt aber nicht mystisch überbewerten, wollte es anschaulich beschreiben.

“DAS FOTO IST UNSCHARF” – MIT SCHÄRFEBEREICH DEN BLICK FÜHREN.

“Das Foto ist unscharf”, den Kommentar hatte ich schon lange nicht mehr. Die Menschen scheinen sich daran zu gewöhnen, das nicht alles im Bild scharf sein muss. In diesem Foto sind nur bestimmte Bildteile bewusst scharf und unscharf gehalten um den Blick auf die einzelnen “Blütenstempel” zu lenken. Mit diesem “Scharf-Unscharf Kontrast” kann man das Auge auf die Hauptbildelemente lenken. Das müssen wir nicht mal bewusst machen, sondern unser Gehirn lenkt uns automatisch zum Scharfen-Bereich, da hier ja was Wichtiges sein muss.


Und wie bekommt man das fototechnisch so hin?


Bei solchen Makro-Aufnahmen benötigt man “Ruhe” und wenig Bewegung um einen Punkt bewusst scharfstellen zu können, wer seinen Autofokus auf Punkt(Spot)messung einstellen kann, sollte das tun, eine schnelle Verschlusszeit hilft “Bewegungsunschärfe” zu vermeiden. 


Ich hatte die Kamera noch auf einem Stativ, damit gab es keine Bewegungsunschärfe durch “Eigenbewegung”. Es sind schon ein paar Aufnahmen nötig und gelingt nicht immer gleich, genau die Blütenstempel scharf zu bekommen, die man haben möchte.


Was macht man, wenn sich das Motiv bewegt? Stelle den Autofokus auf Servo, dann wird die Schärfe automatisch ständig angepasst und fotografiere zusätzlich noch im Serienbildmodus (5 Bilder in der Sekunde) – ein Bild wird dann schon scharf sein :-).


Dieser “Scharf-Unscharf-Effekt” wird stärker:

– je mehr die Blende geöffnet wird (kleiner Blendenwert)

– je länger die Brennweite des Objektivs eingestellt wird (Hohe Brennweiten Zahl) und

– je näher man am Motiv steht.


Kennzahlen zu diesem Foto: Brennweite 100 mm, Blende f 2,8 Abstand ca. 15 cm zur Blüte. Autofokus war auf Punktmessung eingestellt, damit konnte ich einen Blütenstempel anvisieren.

Bei der Entwicklung in Lightroom, habe ich das Bild mit den gelben Blüten noch entrauscht, was kaum nötig war und den Kontrast verstärkt. Details und Klarheit nur im Schärfebereich angehoben und eine leichte Vignettierung eingefügt. In Photoshop die “Scharfen” Bildteile nachgeschärft. Den Kontrast mit einer Gradationskurve nochmals verstärkt und die dunklen Töne leicht ins “rötliche” gezogen.

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